Ein „junger Verein“ feiert 100. Geburtstag

Der Musikverein Konkordia Malsch präsentiert sich im Jubiläumsjahr voller Tatendrang und bietet ein umfangreiches Programm

Die Musikkapelle im Jubiläumsjahr

Dass das Prinzenpaar in der Faschingshochburg Malsch in diesem Jahr aus zwei aktiven Musikern der Konkordia Malsch bestand, hat einen ganz besonderen Grund: 2020 feiert der Musikverein seinen 100. Geburtstag. Da passte es wunderbar, dass Julian Förderer und Nadine Klary nicht nur die Narren repräsentierten, sondern auch ihren Jubel-Verein. Und das Regentschafts-Motto „viel forte und wenig piano“ galt sicher nicht nur für die närrische Kampagne, sondern passt auch gut zu dem Jubiläum, das sich mit vielen Veranstaltungen über das ganze Jahr ziehen wird. Damit wird der Verein dem kulturellen Leben Malschs in diesem Jahr gewiss seinen Stempel aufdrücken.

Ohnehin sieht sich der Verein als wichtiger „Kulturträger“ im Ort. Man ist „fester Partner“ der Gemeinde und es gibt praktisch kein weltliches Fest, zu dem der Musikverein nicht aufspielt. „Das ist uns eine Selbstverständlichkeit und eine Freude“, unterstreicht Peter Dohmeier, zusammen mit Birgit Metzger und Ralph Schnebelt Mitglied im dreiköpfigen Vorstandsteam. 


So war es eigentlich schon immer. Die Ursprünge der Konkordia reichen sogar bis Ende des 19. Jahrhundert zurück, als es in Malsch eine „Stolz’sche Kapelle“ gab. Die Gebrüder Brucker setzten ab 1908 deren Tradition als „Konkordia“ fort, und sie waren es auch, die 1920 nach dem Ersten Weltkrieg den eigentlichen Verein gründeten, der schon bald 20 aktive und 127 passive Mitglieder zählte, wie im neuen Vereinsbuch zu lesen steht. Heute sind es laut Schriftführerin Larissa Schönhoff knapp 300 Mitglieder, von denen 67 in den verschiedenen Ensembles Musik machen. Zugleich ist die Konkordia mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren ein junger Verein – und ein familiärer dazu. Dass hier Mütter und Söhne oder Väter und Töchter zusammen musizieren, findet Simon Schönhoff „faszinierend“. Er ist ein Konkordia-Eigengewächs, spielte viele Jahre selbst Trompete im Orchester und ist seit gut einem Jahr auch dessen Dirigent.

Unter ihm setzt sich ein Trend der letzten Jahre fort: nämlich die Öffnung hin zur sinfonischen und modernen Blasmusik. Diese gefällt nicht nur dem Publikum, sondern schult und fordert Schönhoff zufolge zugleich auch die Musiker. Zwar bleibt man der Tradition verbunden und spielt weiterhin Polka und Marsch. Aber eben nicht nur: Musical, Filmmusik und moderne Klänge haben ebenso ihren Platz und bestimmen heutzutage die Konzerte. „Das ist das Schöne an der Blasmusik“, sagt Simon Schönhoff, „dass sich in ihr jedes Genre wiederfindet.“ „Wir sind gerne Grenzgänger“, ergänzt Peter Dohmeier. „Wir kucken auch, was musikalisch nebenan passiert.“

Damit will man vor allem auch zeigen, dass Blasmusik „echt was für die Jugend ist“, so Dohmeier weiter. Gerade der Jugendarbeit gilt ein besonderes Augenmerk der Konkordia. Seit 2012 gibt es an der Malscher Grundschule in Kooperation mit der Musikschule Rauenberg eine Bläserklasse für Dritt- und Viertklässler, in der die Kinder ein Jahr lang zu einem vergünstigten Tarif ein Instrument leihen und kennenlernen können, um danach zu entscheiden, ob sie weitermachen wollen. „Viele bleiben dabei“, freut sich Birgit Metzger. Die Musik-Eleven wechseln dann in die heute 16-köpfige Jugendkapelle und mittlerweile sind die ersten Zöglinge auch bereits in der 32-köpfigen Hauptkapelle angelangt. Dort reicht die Altersspanne „von 16 bis 72“ – eine „gute Mischung“, wie Simon Schönhoff findet.


Der Massenchor 1958

Dass die Konkordia nicht nur ein bedeutender Kulturträger der Gemeinde ist, sondern auch ein wichtiger „Botschafter“ nach außen, zeigen viele Beispiele. So pflegt der Musikverein mit am intensivsten den Kontakt zu Malschs ungarischer Partnergemeinde Zamardi, wie Birgit Metzger erzählt. Und ihr Vorstandskollege Ralph Schnebelt verweist auf den Plan, den Vereinsausflug 2021 mit einem Frühschoppenkonzert auf der Zugspitze zu verbinden. Die Zusage der bayrischen Zugspitzbahn hat man schon. Außerdem ist man viel unterwegs bei befreundeten Musikvereinen und auf Volksfesten der Region.

Ihr eigenes Blasmusikfestival veranstaltet die Konkordia zum Höhepunkt des Jubiläumsjahres beim Festwochenende im Mai. Mit dabei sind so namhafte Kapellen wie „Viera Blech“ (ein Top-Act beim alljährlichen „Woodstock der Blasmusik“ in Ort in Tirol), die Katzbachtaler oder die „Lentilsbelly“-Brass-Band (zum genauen Programm und den anderen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr hier klicken). 

All das wird sicherlich eine Werbung für die Blasmusik sein – genauso wie die anderen Aktivitäten der Konkordia im Jubiläumsjahr. „Wir wollen die Lust an der Musik transportieren und zeigen, dass der ’Gedanke Musikverein’ durchaus jung ist“, sagt Ralph Schnebelt. Zum Beispiel durch den Imagefilm, den die Konkordia zum Jubiläum von einer Werbeagentur hat drehen lassen. Oder auch durch eigene Kino-Trailer im Luxor-Filmpalast.

Und was hat sich die Konkordia für die Zukunft vorgenommen? Vereins-Kassierer Julian Förderer nennt ein paar Stichworte: Sich noch mehr auf die Musik und die Jugendarbeit konzentrieren zum Beispiel; und Freundschaften knüpfen, gerade auch mit Musikvereinen über die badischen Landesgrenzen hinaus. Schließlich musizieren inzwischen in der Konkordia Pfälzer und Schwaben ebenso wie eine Berlinerin oder ein Sauerländer. „Wir wollen mit deren Heimatvereinen Kontakt aufnehmen“, sagt Förderer. Und Peter Dohmeier fügt noch etwas Wichtiges hinzu: Es sei „klasse“ gewesen zu erleben, wie das Jubiläumsjahr und die Vorbereitung darauf bei aller Arbeit auch eine „tolle Stimmung“ im Verein erzeugt habe. Dies zu erhalten und „in die kommenden Jahre hineinzutragen“, sieht er als gemeinsame Aufgabe an. (Entnommen aus der Rhein-Neckar-Zeitung, 06. März 2020)